HR Start-ups als Innovationstreiber

Künstliche Intelligenz, virtual reality, autonomes Fahren… Die technologischen Entwicklungen des laufenden Jahrzehnts stellen unsere Gesellschaft auf den Kopf und verändern dabei vor allem die Arbeitswelt. Die Digitalisierung und Automatisierung von Industrie und Dienstleistungen verschieben die Anforderungen an Arbeitnehmer: Wenn alles automatisiert wird, ist die Frage nach dem menschlichen Beitrag ganz neu zu beantworten. Gleichzeitig bieten gesellschaftliche und technologische Innovationen Unternehmen die Gelegenheit, ihre Prozesse und die zugrunde liegende Organisation zu hinterfragen. Die HR-Funktion steht in diesem Kontext vor der Wahl, welche Rolle sie einnehmen möchte: Gestalter und Treiber von Veränderung oder doch besser Bewahrer?

Der HR Start-up Award 2016 als Spiegel von Innovationskraft und Unternehmertum in der HR-Community

Die Rolle von Start-ups ist in diesem Kontext völlig klar: Sie sind Treiber von Veränderungsprozessen und Quelle für disruptive Innovationen. Das gilt nicht nur für Industrien und Geschäftsmodelle – man denke an AirBnB, facebook und Co. –, sondern auch für die Arbeit der HR-Funktion im Unternehmen.

Dass Start-ups diesen Einfluss auch im HR-Bereich haben, zeigt sich eindrucksvoll an den Marktführern im HR-IT-Umfeld. Successfactors, Cornerstone, Workday – das alles sind Unternehmen, die in kürzester Zeit den Markt umgekrempelt haben und selbst als Start-ups gestartet sind. Und jedes Jahr sprießen aufs neue zig Start-ups aus dem Boden, die innovative Lösungen für alte Herausforderungen im HR-Management bieten: Vernetzung von Mitarbeitern, strategische Personalplanung, Recruiting, flexible Arbeitszeitmodelle und viele weitere.

Die Suche nach den Newcomern, die das Zeug haben, die Transformation der HR-Funktion nicht nur zu begleiten, sondern aktiv voranzutreiben, ist erklärtes Ziel des HR Start-up Awards. Initiiert wurde der 2016 erstmals vergebene Business Wettbewerb vom Bundesverband für Personalmanager BPM, hkp/// group und Quadriga Media. Im Rahmen des Personalmanagementkongresses am 1. Juli 2016 in Berlin wurden die Preisträger ausgezeichnet: TalentsConnect, Tandemploy, Staffbase und HRForecast.

Diese vier Start-ups konnten sich unter den rund 25 eingereichten Bewerbungen durchsetzen. Ihre Präsentationen vor der Jury und den Kongressbesuchern haben dabei eindrucksvoll bewiesen, dass auch HR als Innovationstreiber im Unternehmen auftreten kann – solange die Personalfunktion offen ist für innovative Lösungsansätze.

Technologie trifft Kundenorientierung

Obwohl die HR Start-up Award Preisträger in unterschiedlichen Bereichen von HR ansetzen, zeigen sich zwei auffallende Parallelen. Alle vier setzen

  • auf neue Technologien bzw. auf Software.
  • bei den Kunden von HR an: Bewerber, Mitarbeiter, Management.

Gerade die Kombination aus Technologie und Kundenorientierung, gepaart mit einem funktionierenden Geschäftsmodell war es, was die hochkarätig besetzte Award Jury um BPM-Präsidentin Dr. Elke Eller und hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch wie auch die Kongressteilnehmer bei der Abschlusspräsentation überzeugen konnte. (siehe dazu auch die Berichterstattung auf Human Resource Manager online)

Das Kölner Start-up TalentsConnect unterstützt Arbeitsuchende und Unternehmen bei der Suche bzw. Besetzung von passenden Stellen. Durch die schrittweise Beantwortung von Fragen zu den Vorstellungen des eigenen Arbeitsalltags liefert das Portal Bewerbern immer genauere Empfehlungen für einen Job, während Unternehmen sich einen zusätzlichen Recruiting-Kanal erschließen und Aufmerksamkeit auf spannende, aber eher unbekannte Stellen richten können.

Tandemploy, Preisträger Nummer zwei, richtet sich an Arbeitnehmer, die sich volle Verantwortung bei halber und/oder flexibler Belastung wünschen. Sowohl auf der eigenen öffentlichen Plattform als auch als Software in Form von unternehmensinternen Stellenbörsen bringt das Start-up Menschen zusammen, die sich gemeinsam einen Job teilen möchten und Unternehmen, die ihnen die Chance dafür bieten. Die beiden Gründerinnen sehen sich als Botschafterinnen einer neuen Arbeitswelt, in der nicht mehr in Stellen, sondern in Aufgaben und Budgets gedacht werde. Eine starke und glaubwürdige Aussage von Unternehmerinnen, die beide als Geschäftsführerinnen selbst im Tandem arbeiten.

Ein ganz anderes Problem geht Staffbase mit einer Kommunikations-App an: Viele Firmen geben Unsummen für Mitarbeiterzeitungen und andere Kommunikationskanäle aus, während ihre Mitarbeiter lieber ihr Smartphone nutzen. Nach Aussagen der Staffbase-Gründer wird spätestens in fünf Jahren jede Firma ab 500 Mitarbeitern eine eigene App als interne Dialog-Plattform haben. Die Staffbase Kommunikations-App ist voll konfigurierbar und innerhalb weniger Tage in Betrieb zu nehmen. Unternehmen erreichen ihre Mitarbeiter auf diesem Wege jederzeit und in jedem Winkel der Erde. Die digitalen Medieninhalte regen zu Interaktion an. Ein Konzept das neben anderen Unternehmen auch Siemens überzeugen konnte.

Der vierte Preisträger, HRForecast, hat es sich zur Mission gemacht, die zunehmende Menge an in Unternehmen verfügbaren Daten für HR nutzbar zu machen. Die Kombination interner Daten aus dem Geschäfts- und Personalumfeld mit externen Daten wie Absolventenzahlen, makroökonomischen Trends, Vergütungsniveaus etc. ermöglicht die Entwicklung von Szenarien und Vorhersagen zu Themen wie strategischer Personalplanung. HRForecast bietet umfangreiche Analysemöglichkeiten, die HR in seiner Rolle als strategischen Partner unterstützen.

Neue Arbeitswelten dank HR-Start-ups?

Die Bandbreite der Preisträger zeigt eindrucksvoll, dass innovative Lösungen in allen Bereichen von HR zu finden sind. Unternehmen, die sich trauen, früh und intensiv mit diesen innovativen Newcomern zusammenzuarbeiten, können sich im HR-Umfeld einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung verschaffen. Mit der Firmen-App in der Hosentasche, einer Karriere bestehend aus „curated jobs“, die sich auch im Tandem verwirklichen lassen und analysegestützten Managemententscheidungen positioniert sich HR als Gestalter der Arbeitswelt von morgen.

Noch besser wird’s nur noch mit den Gewinnern des HR Startup Awards 2017 – man darf gespannt sein, welche bahnbrechenden Ideen und Konzepte uns dann erwarten. Die Zuversicht der Jury ist diesbezüglich groß (siehe dazu u.a. das Interview von Michael H. Kramarsch auf Human Resource Manager online).

4 Kommentare

  1. Ursula Mayer
    12. Juli 2016
    Antworten

    Endlich gibt es ein Forum für HR-Start-ups!

    Wichtig ist dies aus zwei Gründen: Erstens wird die innovative Szene generell ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Und zweitens bietet der Award Unternehmen Orientierung mit Blick auf die Frage, welche Angebote für sie interessant sein könnten.

    Gerade das Thema „Orientierung“ gewinnt hier sicher weiter an Bedeutung, wollen sich HR-Verantwortliche nicht ratlos einem „Innovation Overflow“ aussetzen: Das Screenen und Bewerten innovativer Lösungen wird einen vorderen Platz auf der HR-Agenda einnehmen. Daraus können sich wiederum Impulse für die Start-ups ergeben. Innovativ ist man am besten gemeinsam!

    • Leon Jacob
      12. Juli 2016
      Antworten

      Vielen Dank für Ihren Kommentar Frau Mayer.

      Was Sie beschreiben konnten wir bereits umittelbar im Anschluss an die Präsentationen auf dem Personalmanagementkongress beobachten. Viele Teilnehmer haben die Gelegenheit genutzt direkt auf die anwesenden Gründer zuzugehen und über einen möglichen Einsatz in ihrem Unternehmen zu sprechen.

      Viele Startups bieten mittlerweile auch kostenlose Probeperioden an bzw. haben attraktive Einstiegspakete, die sich nach einer erfolgreichen Pilotphase ausweiten lassen.

      Klicken Sie sich einfach einmal durch die Websites der Gewinner!

  2. Juli2016
    12. Juli 2016
    Antworten

    Die Start-up Idee klingt immer so kuschlig schön. Aber der Druck ist groß. Um bestehen zu können, braucht es neben dem oft reichlich vorhandenen Mut und aller Kreativität auch Know-how und Erfahrung und natürlich einen finanziell stabilen Sockel. Am Ende müssen auch HR Start-ups schlicht profitabel arbeiten. Wünschen wir den Preisträgern des HR Start-up Awards, dass ihre Pläne tragen und sie als erfolgreiche Unternehmen zum Motor von HR werden können.

    • Leon Jacob
      13. Juli 2016
      Antworten

      Vielen Dank für Ihren Kommentar, dem ich uneingeschränkt zustimmen kann.

      Die Vorauswahl der Jury fand auch aus diesem Grund auf Grundlage klarer Kriterien statt. Neben dem dem Produkt und der Innovationskraft wurden hier auch das Geschäftsmodell und die unternehmerischen Aussichten berücksichtigt.

      Klar, 9 von 10 Startups gibt es nach wenigen Jahren nicht mehr. Beim HR Startup Award geht es unter anderem auch darum Startups auszuzeichnen, die aus Sicht der Jury eine gute Chance haben zu den restlichen 10% zu gehören.

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